von Peter Slaby
Name | R1 | R2 | R3 |
---|---|---|---|
Pelargonidin | H | OH | H |
Cyanidin | OH | OH | H |
Delphinidin | OH | OH | OH |
Päonidin | OCH3 | OH | H |
Petunidin | OH | OH | OCH3 |
Malvidin | OCH3 | OH | OCH3 |
Tatsächlich wird die Farbpalette von Blüten und Früchten um ein Vielfaches erweitert durch die Kombination und die verschieden
hohen Anteile von Anthocyanen in einer Pflanze, durch den pH-Wert und durch das Vorhandensein bestimmter Metallsalze, die zur
Bildung von Chelaten notwendig sind. Unterschiedliche Färbung ein und derselben Pflanze kann Aufschluss geben über den pH-Wert
des Bodens bzw. den Kalkgehalt. Findige Gärtner wissen, dass eine Hand voll rostiger Nägel im Wurzelbereich zum Beispiel über
den Farbton einer Akelei entscheidet, oder dass eine Alaungabe eine Hortensie von blau nach rosa umfärben kann.
Pelargonidin z.B. färbt Dahlien und Kapuzinerkresse orange und kommt als roter Farbgeber in Pelargonien und Johannisbeeren vor.
In der Skabiose, der Kartoffelblüte und in Sommerastern zeigt Pelargonidin rosa-lila und blaue Farbtöne. Cyanidin ist das am
häufigsten in Europa vorkommende Anthocyanidin. Es findet sich in roten Rosen, in Mohn und in Kornblumen. Zahlreiche Früchte
wie die Kirsche, die Pflaume, die Zwetschge, sowie Preisel- und Holunderbeere, die Berberitze und die reifen Beeren des
Weißdorns aber auch die jungen Zapfen von Pinus-Arten enthalten diesen Farbstoff.
Delphinidin gibt dem Rittersporn und dem Eisenhut, dem Lein und dem Ehrenpreis, den Glockenblumen und bestimmten Clematisarten
die schöne Blaufärbung. In Stiefmütterchen, Lavendel und Wicken erzeugt es blauviolette bis lila Farbtöne. Päonidin und
Petunidin verraten wie auch das Malvidin mit ihren Namen auch ihr Vorkommen. Letzteres färbt aber nicht nur die wilde Malve,
sondern auch blaue Weintrauben.
Im Zusammenspiel mit den anderen Blütenfarbstoffen, den Flavonoiden, Carotinoiden und Betainen entscheiden die Anthocyane
darüber, welche Insekten zur Bestäubung und Befruchtung angelockt werden.
Der Gesetzgeber hat Cyanidin, Pelargonidin und einige andere Anthocyanidine als Lebensmittelfarbstoffe zugelassen. Sowohl den Anthocyanen wie auch den Flavonoiden werden eine Reihe positiver Wirkungen auf die menschliche Gesundheit nachgesagt. Rotwein soll vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und rotes Weinlaub bei Gefäßerkrankungen heilsam sein. Ginkgo fördert die Durchblutung und grüner Tee soll vor verschiedenen Krebserkrankungen schützen. Preiselbeeren helfen gegen Infektionen und Kirschen wirken entzündungshemmend. Wissenschaftler untersuchen die genaueren Wirkungsabläufe von Anthocyanen und Flavonoiden und ihren Stoffwechselprodukten im menschlichen Körper.