Parfüm - unterrichtspraktisch

 
Gruppe_Axel Gruppe Benny
 

Die Kunst der Vereinfachung

Kann man überhaupt in der Schule ein Parfüm herstellen? Braucht man nicht die Riecherfahrung eines professionellen Parfümeurs? Muss man nicht Hunderte von Duftbausteinen in einer richtigen "Duftorgel" bereitstellen um kreativ zu komponieren?

Nein! Es geht auch einfacher. Etwas handelsübliches Rosenwasser, Ethanol in Form von "kosmetischem Basiswasser" - denn reiner Weingeist ist für den schulischen Gebrauch wohl zu teuer - dann noch eine Auswahl an etherischen Ölen oder Parfümölen, die auch nicht schwer zu beschaffen sind, und die Stunde kann beginnen . . .
Es bedarf nicht unbedingt einer ausgefeilten Konzeption, in der man die zeitlich abgestufte Duftentfaltung gezielt plant und dabei gleichzeitig über 100 unterschiedliche Duftbausteine zu einem harmonischen Ganzen zusammenführt, wie es die Profis machen.
Im Rahmen einer längerfristigen Unterrichtsplanung kann man natürlich Erfahrungen und Produktions-"Ergebnisse" aus dem Anfangsunterricht in dieses Projekt einbeziehen. Wenn zum Beispiel bei der Wasserdampfdestillation von Lavendel, Zimt oder Rosenblüten neben den begehrten etherischen Öltröpfchen größere Mengen von entsprechenden "Wässern" anfallen, so sollte man diese nicht verwerfen, sondern in Braunglasflaschen für das nächste Parfüm-Projekt aufbewahren. Gleiches gilt für die Tinkturen (= ethanolische Lösungen), die durch Extrahieren von allerlei Duft tragendem Pflanzenmaterial gewonnen wurden.

Herstellen von Parfüms

Praktisches Arbeiten in Partner- oder Kleingruppenarbeit

Materialien

  • Weingeist oder kosmetisches Basiswasser (Ethanol, ca.95%ig)
  • Rosenwasser, Orangenblütenwasser, Lavendelwasser oder ähnliche Eigenprodukte
  • Etherische Öle in möglichst großer Auswahl
  • Parfümöle und -basen, Tinkturen aus eigenen Extraktionsexperimenten
  • Lösungsvermittler (z.B. LV41 aus der Hobbythek-Kosmetik)

Anmerkung: Alle Zutaten kann man mit der Profumo-Duftbox der Firma KLÜVER & SCHULZ in Hamburg beziehen.

Geräte

  • Messzylinder 25 oder 50 ml
  • Messpipette 10 ml mit Peleusball, Tropfpipetten mit Gummihütchen
  • Erlenmeyerkolben 100 ml
  • Riechstreifenheft
  • Flakon oder Pumpzerstäuber zur Aufbewahrung

Vorwissen - Vorüberlegungen - Vorproben

Nicht alle Duftkomponenten kann man miteinander mischen. Harmonisches Miteinander der verschiedenen Duftbausteine lässt sich teilweise aus einem Klassifizierungs-Schema ableiten, das man zunächst mit den Schülerinnen und Schülern durchsprechen muss. Aber grundsätzlich gilt: Beim Komponieren zählt das individuelle Empfinden und der persönliche Geschmack.
 
Duftschema Alle Ordnungsschemata für Duftnoten und -nuancen sind ein System von Eigenschaftswörtern, die bereits den "Leitduft" verallgemeinernd vorgeben: blumig, fruchtig, holzig usw. Andere Adjektive greifen die menschlichen Bildassoziationen ("grün") oder physischen Empfindungen auf (kühl, warm, frisch, trocken, erogen).

Für Parfümeure und andere Duft-Profis ist es von großer Bedeutung, die Wirkung einzelner Duftbausteine auf die Empfindungen des Menschen zu kennen und in ihren Beziehungen zueinander richtig einzuschätzen um optimale Kombinationen von Düften zu schaffen.
Zwei Dimensionen sind die Grundlage für ein Duftschema der DRAGOCO-Parfümeure: anti-erogen und erogen sowie stimulierend / maskulin und mild /feminin.
In der Kommunikation mit Konsumenten ordnet man Duftprodukte wie z.B. Parfüms gerne in einem Achsenkreuz an, das über die Dimensionen blumig - weniger blumig sowie leicht - schwer (manchmal auch: kühl - warm) verfügt.

Abb.: Geruchswirkungsschema nach J.S.Jellinek, Fa. DRAGOCO, Holzminden
 

Das eigene Duftkonzept

Die Arbeitsgruppe muss nun, bevor es ans Mischen geht, ein eigenes Duftkonzept entwerfen. Welche Duftbausteine könnten wirklich gut harmonieren?
Am besten ordnet man allen Duftkomponenten einen orientierenden Charakterzug "blumig-süß" - "citrus-frisch" - "holzig-herb" oder "orientalisch" zu, indem man sie gemeinsam reihum beschnuppert und einstuft. Dann entwirft jede Gruppe das Basiskonzept, legt also fest, welche dieser Charakterzüge das Parfüm prägen sollen. Untereinander sind Kombinationen möglich - mit einer Ausnahme: Man kann nicht Citrusfrische mit orientalischer Duftausprägung kombinieren. Jedes Team legt nun genau fest, welche Tropfenzahl von welchem Duftbaustein eingesetzt wird. Die Rezeptur entsteht und wird schriftlich festgehalten. Reproduzierbarkeit des Produkts ist beim Experimentieren ein eherner Grundsatz!

Komposition

Im Erlenmeyerkolben werden 35 ml Ethanol mit 15 ml Duftwasser und 10 Tropfen Lösungsvermittler durch leichtes Schwenken zum "Fundament" des Parfüms vermischt. Rosenwasser bringt dabei eine blumig-edle Süße, Lavendelwasser dagegen eine etwas kräuterartige Frische und Orangenblütenwasser eine eigenwillige süß-bittere Grundnote. Süß-würzige Noten kann man mit der wässrigen Phase einer Zimt-Wasserdampfdestillation gewinnen.
Nun setzt man 5 bis 10 verschiedene etherische Öle oder Parfümöle entsprechend dem eigenen Duftkonzept tropfenweise hinzu, wobei die Gesamtzahl der Tropfen bei 25 - 30 liegen sollte. Hat das Fläschchen keinen Tropfaufsatz, muss man sich mit Tropfpipetten behelfen - natürlich für jeden Duftbaustein eine eigene! Nach dem Mischen wird der Duft zunächst mit Riechstreifen - später, wenn man mit der Komposition wirklich zufrieden ist, auch auf der Handfläche getestet. In einen Flakon oder ein ansprechendes Zerstäuberfläschchen umgefüllt kann das Duftwasser von die Schülerinnen und Schülern mit nach Hause genommen werden.

Axel berichtet:

(Bild links oben, Mitte)
Wir wollten ein Parfüm herstellen, das in eine citrusfrische, maskuline Richtung geht.
Dazu mischten wir 35 ml Ethanol mit 15 ml Orangenblütenwasser, mit 10 Tr. Lösungsvermittler LV41 und mit den von uns gewählten Duftstoffen.
Das waren Parfümöl Citronella (9 Tr.), und Limette (8 Tr.) als Hauptstoffe, dann Krauseminze-Öl (5 Tr.), damit es eine etwas herbe Note bekam und damit maskuliner wirkt. Petitgrain (3 Tr.), Koriander (2 Tr.) und Salbei (4 Tr.) als etherische Öle verfeinerten das Ganze. Das Parfüm nannten wir mit etwas Ironie
"CITRONIUS"

Valid XHTML 1.0!